Globale Resilienz - werden wir die Welt verändern?
Jahrzehntelang stand die Gesellschaft der Klimakrise und dem entfesselten Finanzmarkt ohnmächtig gegenüber. Die Corona-Pandemie lehrt uns jetzt, dass eine alternative Zukunft möglich ist. «Werden wir die Chance nutzen?», fragt der Soziologe Hartmut Rosa.
Wir erleben gerade eine historische Erfahrung kollektiver politischer Selbstwirksamkeit. Innerhalb weniger Tage setzte das weltweite politische Handeln die Logik des «Verfügbarmachens der Welt und des Lebens», den Motor des Steigerungsregimes der Spätmoderne, außer Kraft.
Seit Beginn der Moderne um ca. 1800 befinden wir uns in einem Prozess der exponentiellen Dynamisierung und Beschleunigung (im vorherigen Blog-Beitrag habe ich die folgenden Phasen der Moderne skizziert: ab ca. 1900 Industrielle Moderne, seit 1980 Spätmoderne). Rosa beschreibt diesen stetigen Zwang zu Wachstum und Beschleunigung als eine gesellschaftliche Wirklichkeit, die auf allen Handlungsebenen durch einen Aggressionsmodus und entsprechende Krisenphänomene gekennzeichnet ist. Diese Spätmoderne erleben wir zugleich als ein Aufheizen und Ausbrennen.
Die Corona-Bremse manifestiert sich nun als Albtraum der Moderne. Sie symbolisiert das radikale Unverfügbarwerden der Welt, nicht einmal das Virus können wir kontrollieren. Armin Nassehi sagt dazu: «Wir erleben gerade das, von dem uns immer eingeredet wurde, dass es nicht geht – ein soziologisches Wunder.»
Die etablierten gesellschaftlichen Routinen und institutionellen Operationsweisen sind auf historisch spektakuläre Weise außer Kraft gesetzt. Wir machen gerade die nicht für möglich gehaltenen Erfahrung kollektiver Selbstwirksamkeit und politischer Handlungsfähigkeit. Nichts kann uns daran hindern, jene Erfahrung von Handlungsmacht etwa auch auf den Umgang mit der Klimakrise oder mit den schreiend ungleichen globalen Vermögensverhältnissen zu übertragen – und daraus eine Antwort auf die Aggressionskrisen der Moderne insgesamt zu entwickeln.
In der gegenwärtigen Situation liegt die Chance für einen grundlegenden gesellschaftlichen Paradigmenwechsel, wie sie sich im historischen Verlauf nicht allzu häufig ergibt. Denn erst wenn die eingespielten, komplexen und verflochtenen Interaktionsketten einmal unterbrochen sind, wenn der routinierte, atemlose «Betrieb» ins Stocken gerät, öffnet sich ein Fenster der Gelegenheit für einen kollektiven Pfadwechsel. Hier gibt es keine soziologischen, ökonomischen oder zukunftswissenschaftlichen Modelle, die vorhersagen könnten, wie es weitergeht. Hannah Arendt würde vielleicht sagen: Mit unserer Fähigkeit, als kreativ handelnde Akteure eingespielte Pfade zu verlassen, geltende Reaktionsweisen und -ketten außer Kraft zu setzen und genuin Neues hervorzubringen, können wir die Moderne neu erfinden!
Und Sie? Wie würde Sie die Moderne neu definieren? Schreiben Sie an
Bleiben Sie gesund und bleiben Sie verbunden.
Ihre Regula Hug
Regula Hug Resilienz-Coaching
Supervisorin und Coach bso
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