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Resilienz in Zeiten des Coronavirus (80)

Klima-Resilienz

Wir sind mittendrin! Wir werden den Klimawandel nicht mehr aufhalten können und mit drastischen Umbrüchen leben müssen.

Denn die Klimaerwärmung findet längst statt. Dadurch wurden Prozesse in Gang gesetzt, die das Ganze in Zukunft noch weiter beschleunigen werden. Und weltweit gibt es seit Jahrzehnten so gut wie keine ernsthaften Bemühungen, irgendetwas grundlegend zu ändern. Das klingt unangenehm und verhängnisvoll. Aber erst diese Haltung macht den Geist frei für eine sehr pragmatische Sicht auf den Klimawandel. Wie können wir uns bestmöglich für viele Menschen mit dem Klimawandel arrangieren – etwa, indem wir uns einrichten in den heißen Klimazonen mit vermehrten Dürren, sinkenden Wasserspiegeln, heftigen Waldbränden, Stürmen und Überschwemmungen? Das wird nicht nur teuer, sondern bedeutet für viele Menschen vielleicht auch, ihre Heimat verlassen zu müssen und alles zu verlieren. Wie und wo werden wir in Zeiten des fortgeschrittenen Klimawandels leben? Gert Scobel diskutierte am 24. September 2020 mit Irene Neverla, Annika Joeres und Hermann Lotze-Campen über die Welt von morgen.

Kommunikationswissenschaflerin Irene Neverla sagt: Klima ist viel komplexer als Corona. Das Wissen um den Klimanotstand reicht nicht aus, um eine Dynamik in Gang zu bringen. Es braucht zudem emotionale Betroffenheit: Erst jetzt, nach 40 Jahren, merken wir, dass 1 Grad Erwärmung extreme Auswirkungen hat. Heute erkennen die Forscher, dass die Gletschereisschmelze kein linearer Trend ist, sondern dass die Gletscher exponentiell, und viel schneller als gedacht, schmelzen. Auch das Klima reagiert viel empfindlicher als gedacht. Die Jungen sind heute direkt betroffen und sie sind fähig, die sozialen Medien virtuos zu nutzen. Seit Greta zur Schlüsselfigur wurde und seit wir ganz konkrete physische Erfahrungen (Hitze, Brände, Stürme, …) machen, können wir ernsthaft Abschied nehmen von Gewohnheiten, von denen manche unsinnig sind, und herausfinden, welche neuen und spannenden Optionen sich mit dem Klimawandel eröffnen.

Journalistin Annika Joeres sagt: Es gibt Klimaleugner («alte Herren»), Rechtspopulisten, die Zweifel säen und es gibt Bremser in einflussreichen Stellen, die an veralteten Modellen hängen. Greenwasher verbreiten Fake-News, indem sie ökologisch bedenkliche Produkte und Technologienn schönfärben.

Prof. Hermann Lotze-Campen erforscht die Wirkung und Verletzlichkeit des Klimas. Er sagt: In den Beharrungskräften ist viel Geld im Spiel, insbesondere die fossilen Energien werden nach wie vor mit Milliarden von Dollars und Euro gefördert. Wir müssen schnell handeln: das Unbeherrschbare vermeiden und das Unvermeidbare beherrschen. Wir müssen uns an die Realität anpassen, indem wir Emissionen mindern und politisch rasch handeln: erstens Ziele für die Klima-Resilienz formulieren (Pariser Abkommen 2015), zweitens klare Signale zur Stärkung der Klima-Resililenz setzen (auch Preissignale und Verbote) und drittens dafür sorgen, dass die beschlossenen Massnahmen eingehalten werden.

Das Fazit dieser Diskussionsrunde 

  1. Der Verzicht tut weh. Es ist ein schmerzlicher Abschied von den zerstörerischen Wirtschaftsweisen und Lebensformen. Die Politik muss auf den Abschiedsschmerz eingehen.

  2. So wie das Rauchen innert weniger Jahre reguliert werden konnte, können wir zu unserem Schutz die klimaschädlichen Freiheiten des Menschen regulieren.

  3. Besser wir verzetteln wir nicht in Grossem, das versanden könnte. Engagieren wir uns vielmehr in kleinen Aktionen, die gelingen.

     

Hier ein paar Beispiele, wie wir solche kleine, gelingende Projekte angehen können:

  • Schweizer Klimaforscher gehen an die Öffentlichkeit, weil sie beim Prozess in zweiter Instanz gegen junge Klimaaktivisten von den Waadtländer Richtern nicht als Zeugen der Wissenschaft angehört wurden.
  • Der Verein Stadtgrün will das Leben in Zürich auch bei erhöhten Temperaturen erträglich gestalten und lanciert deshalb am Mittwoch eine entsprechende, gleichnamige Initiative.
  • Der 64-jährige Laborant Marco Bähler erkämpft in einem langwierigen Verfahren für rechtsgleiche Behandlung und damit Einsicht in die Strafbehhle gegen Klimaaktivisten.
  • Die unabhängige Forschungs- und Beratungsgemeinschaft SWILD zeigt auff, wie wir alle de Lebensraum von Igeln und damit ein ganzes Ökosystem fördern können: Insekten als Nahrungsgrundlage fördern, Versteckmöglichkeiten fördern, gefährliclhe Stellen entschärfen, nicht füttern, Platz zum Überwintern bieten.
  • der 80-jährige Winzer Kaspar von Meyenburg weist in seinem Rebberg die Klimaerwärmung nach.
  • Heidi sammelt Informationen und Berichte über Gewässer-, Grundwasser- und Umweltverschmutzer.
  • Die Entwicklungsorganisation Oxfam zeigt, dass das reichste Prozent der Weltbevölkerung merh als doppelt so viele klimaschädliche CO2-Emissionen in die Atmosphäre bläst wie die ärmere Hälfte der Menschheit zusammen und macht Vorschläge für die Investition in öffentliche Infrastruktur und den klimagerechten Umbau der Wirtschaft.
  • Österreich gewährt im Nationalpark Hohe Tauern dem Wald die Freiheit zu tun was er braucht und den Menschen einen spannenden Erholungsraum.
  • Der WWF dokumentiert in seiner Untersuchung für den Living Planet Report, dass seit 1970 68 Prozent der Wirbeltierbestände verschwunden sind und empfiehlt, 40 Prozent des Festlandes bis zum Jahr 2050 unter Schutz zu stellen. Zusätzlich sollen auch acht Prozent degradierte Böden so restauriert werden, dass sie ihre ursprüngliche Funktion wieder erfüllen können. Hinzu müssen die Lebensmittelabfälle und der Anteil tierischer Produkte in unserem Speiseplan verringert werden.
  • Abenteuer Stadtnatur zeigt, wie wir die Artenvielfalt fördern können.
  • Freiwillige zählen tausende alte, bekannte Fundstellen der 713 seltensten und gefährdetsten Pflanzenarten. Sie fanden 27 Prozent nicht mehr. Forschende der Uni Bern empfehlen die Renaturierung von Fliessgewässern, das Errichten von Hecken, Steinhaufen oder Tümpeln in der Agrarlandschaft, eine weniger intensive Landnutzung und die gezielte Artenförderung vieler gefährdete Arten in der Schweiz.
  • Bird Life Österreich unterstützt tausende Vogelbeobachter bei ihren Citizen Science-Projekten für den dringend notwendigen Vogelschutz zur Sicherung der Biodiversität. Schauen Sie sich den spannenden Film Braunkehlchen, Kiebitz & Kaiseradler - Wie retten wir Österreichs Vogelwelt? an!

 

Jonathan Franzen sagt: «Wir brauchen die Widerstandsfähigkeit des Ökosystems. Auf keinen Fall sollten wir im Namen des Klimaschutzes die Artenvielfalt gefährden!»

 

Und welche Frage möchten Sie für sich klären: Was denken Sie, braucht es für die Stärkung der Klima-Resilienz? Oder: was wollen Sie zur Klima-Resilienz beitragen?

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Bleiben Sie gesund und bleiben Sie verbunden
Ihre Regula Hug 

 

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